Prüfschritt 9.1.3.2 Sinnvolle Reihenfolge

Was wird geprüft?

Seiteninhalte sollen unabhängig von der Darstellung in einer sinnvollen und brauchbaren Reihenfolge stehen. Was inhaltlich zusammengehört (etwa eine Überschrift und dazugehörige Inhalte darunter), soll nicht auseinandergerissen werden. Mittels CSS versteckte Seiteninhalte sollen deshalb an sinnvoller Stelle im Seitenquelltext erscheinen.

Dynamische Inhalte, die im Ausgangszustand visuell versteckt sind, sollen auch für Screenreader verborgen sein, damit sie nicht die Lesereihenfolge stören.

Ausschlaggebend bei der Prüfung ist nicht, ob die Seite in der Ansicht ohne CSS visuell eine verständliche Lesereihenfolge hat. Denn häufig sind Seiteninhalte schlecht lesbar, wenn CSS abgeschaltet ist, es kommt zu Überlappungen oder Inhalte erscheinen auseinandergerissen. Ausschlaggebend ist dagegen, ob bei eingeschaltetem CSS die Reihenfolge beim linearen Lesen mit dem Screenreader sinnvoll ist.

Warum wird das geprüft?

Screenreader lesen die Elemente, die auf dem Bildschirm in der Fläche angeordnet sind, nacheinander vor - und zwar in der Reihenfolge, in der sie im Quellcode stehen. Die Reihenfolge der Elemente muss also gut verständlich und nutzbar sein.

Wie wird geprüft?

1. Anwendbarkeit des Prüfschritts

Der Prüfschritt ist anwendbar, wenn CSS verwendet wird, insbesondere für die Positionierung von Inhalten, und wenn Inhalte dynamisch eingeblendet oder eingefügt werden.

2. Prüfung

2.1 Lesereihenfolge für Screenreader-Nutzende

  • Seite im Browser Chrome oder Firefox aufrufen.

  • Über eine Quellcode-Analyse die Lesereihenfolge der Elemente im DOM prüfen.

  • Gegebenenfalls zusätzlich NVDA aktivieren, die Seiteninhalte im Lesemodus des Screenreaders (mit Abwärts-Pfeiltaste) durchlaufen.

  • Gibt es Linearisierungsprobleme, die bei der Screenreader-Nutzung störend sind? Beispiel: Beschriftungen werden nicht vor dem jeweiligen Eingabefeld ausgegeben.

  • Sind Inhalte wie Ausklappmenüs, Ausklappbereiche, oder Dialoge, die standarmäßig visuell ausgeblendet sind, mit geeigneten Techniken für Screenreader-Nutzende verborgen?

2.2 Prüfung der Linearisierbarkeit von Layouttabellen

Wenn Tabellen für das Layout (die Anordnung von Elementen auf der Seite) eingesetzt werden, müssen sie linearisierbar sein.

  • Seite im Firefox anzeigen.

  • Mittels Web Developer Toolbar die Funktion Miscellaneous > Linearize page die Struktur der Seite und damit die der Layouttabelle linearisieren.

  • Prüfen, ob die lineare Reihenfolge der angezeigten Inhalte sinnvoll ist.

3. Hinweise

Reihenfolge von Inhalten

Die visuelle Anordnung der Seitenelemente kann von der Reihenfolge im Quelltext abweichen. Sichtbare Inhalte sollen in der Regel in der gleichen Reihenfolge wie im Quelltext stehen. Bei der Nutzung von CSS Layout-Technik grid kommt es hier häufiger zu Problemen.

In manchen Fällen können bewusste Abweichungen von der visuellen Reihenfolge akzeptabel sein, etwa, wenn bei Meldungen in einem News-Bereich visuell das Datum der Meldung über der Überschrift steht, in der Lesereihenfolge aber auf diese folgt. Ein anderes Beispiel sind Überschriften mit Dachzeilen (etwa Kategorien von Meldungen). Hier kann es sinnvoll sein, dass die Dachzeile erst nach der Überschrift ausgegeben wird. Das Kriterium bei der Beurteilung ist immer: sind die Inhalte in der ausgegebenen Reihenfolge verständlich?

Dynamische Elemente

Häufig werden dynamische Elementen nur visuell ausgeblendet, sind aber für den Screenreader im Lesemodus noch erreichbar, weil sie nicht mit geeigneten Mitteln wie display:none versteckt wurden. Grundsätzlich besteht für Screenreader-Nutzende das Problem, dass oft umfangreiche Inhalte (etwa Navigationsmenüs) durchlaufen werden müssen. Für sehbehinderte Nutzende, die den Screenreader zusätzlich einsetzen, besteht zusätzlich das Problem, dass visuelle Inhalte und Screenreader-Ausgabe auseinanderklaffen.

4. Bewertung

Nicht voll erfüllt

  • Die Lesereihenfolge entspricht nicht der visuellen, die Inhalte werden dadurch unverständlich oder Zuordnungen (etwa von Beschriftungen und Feldern sind in der Screenreade-Ausgabe fehlerhaft.

  • Visuell versteckte Elemente, etwa Ausklappmenüs oder Dialoge, sind nicht für Screenreader-Nutzende verborgen.

Einordnung des Prüfschritts

Abgrenzung zu anderen Prüfschritten

  • Custom controls, die etwa Benutzerschnittstellen aus positionierten div s mit Hintergrundbildern erzeugen, werden bereits in einer Reihe von bestehenden Prüfkriterien implizit geprüft, etwa 9.2.4.7 "Aktuelle Position des Fokus deutlich", und 9.4.1.2 "Name, Rolle, Wert verfügbar".

  • Die korrekte Reihenfolge im Quelltext bei dynamisch generierten oder eingeblendeten Elementen ist Gegenstand von Prüfschritt 9.2.4.3 "Schlüssige Reihenfolge bei der Tastaturbedienung".

Einordnung des Prüfschritts nach WCAG 2.1

Guideline

Success criterion

Techniques

General Techniques

CSS Techniques

Scripting Techniques

Failures

Quellen